18.12.2019
Ihre Begegnung mit einem Elch wird Christine Kalb so schnell nicht vergessen. Nach ihren Erlebnissen rät sie anderen Reitern, sofort umzukehren, sobald sie einen Elch sehen.
Elch Bert hat in Hennickendorf für Aufregung gesorgt. Quelle: Peter Koch
Hennickendorf. Christine Kalb sitzt der Schreck noch immer in den Knochen, dabei liegt ihre Begegnung mit dem Elch Bert fast eine Woche zurück. Sie ritt auf ihrem Pferd nur etwa 200 Meter vom letzten Haus in Hennickendorf entfernt in Richtung Berkenbrück in den Wald. Ihr Pferd sei Straßenverkehr erprobt und Gelände erfahren.
Auch bei Begegnungen mit Rehen oder anderen Wildtieren sei es aufmerksam oder bleibe einfach kurz stehen.
Vermeintlicher Baumstamm bewegt sich
Die erfahrene Reiterin sah links auf der Wiese einen vermeintlich sehr großen Baumstamm. Doch ihr Pferd war sehr angespannt. Sekundendarauf bewegte sich der „Baumstamm“ plötzlich, stand auf und kam auf sie zu. Es war ein riesiger Elch mit einem gelben Band um den Hals. Sie versuchte noch schnell zu wenden, aber ihr Pferd war in Panik verfallen und weder über Stimme, noch Zügel oder Schenkelhilfen zu erreichen. Es wirbelte im Kreis.
Immer wieder wird Bert fotografiert. In Kuhherden fällt er nämlich auf und vor Menschen hat er keine große Angst.
Besonders sein gelbes Halsband ist ein Wiedererkennungsmerkmal. So kam er dazu.
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Pferd wirft Reiterin ab
Sie versuchte abzuspringen, aber das Pferd stand nur noch auf den Hinterbeinen und so stürzte Christine Kalb. Während sie fiel, konnte sie die Zügel nicht mehr halten. Das Pferd raste panisch in Richtung L 73, zurück zum heimatlichen Stall, der sich in der Hauptstraße in Hennickendorf befindet. Sie rappelte sich auf und lief dem Pferd hinterher. Ein entgegenkommender Autofahrer berichtete ihr, dass er ein reiterloses Pferd in der Kurve auf der Kreuzung der L 73 auf der Hauptstraße in Hennickendorf hatte stürzen sehen. „Glücklicherweise konnten die Autofahrer bremsen“, berichtet die erfahrene Reiterin, die seit neun Jahren im Gelände rund um Hennickendorf unterwegs ist. Ihr Pferd blutete stark am Vorderbein und hatte etliche Schürfwunden. Sie selbst hatte zum Glück „nur“ Prellungen und starke Hüftschmerzen und glaubt an Schutzengel, die Schlimmeres verhindert hätten.
Lebensgefährliche Situation
„Diese Situation war lebensgefährlich. Für Pferd, Reiter und auch für die Verkehrsteilnehmer“, sagt sie. Noch nie zuvor sei ihr in der Umgebung ein Elch begegnet und so hatte sie auch keine Chance, ihr Tier an eine solche Situation zu gewöhnen. „Jedes andere Wildtier zieht sich beim Anblick von Mensch und Reiter sofort zurück. Der Elch nicht.
Er kam auf uns zu und war riesig“, erklärt sie das Problem. Elche hätten die Eigenart, bei Gefahr nicht sofort zu flüchten. „Das Reiten in unserer Umgebung kann damit zu einem lebensgefährlichen Unterfangen werden“, fügt sie hinzu. Anderen Reitern empfiehlt sie, sofort umzudrehen, wenn sie einen Elch auch nur aus der Ferne sehen.
In der DDR wurden Elche gejagt. Seitdem gibt es nur noch wenige Exemplare in Brandenburg. Einige wurden über die Jahre aber fotografisch festgehalten.
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500 bis 800 Kilogramm schwer
Nach ihrem unliebsamen Treffen hat sie sich mit den Fakten des Elch-Managementplan des Landes Brandenburg auseinandergesetzt, die das Gefährdungspotenzial von Elchen aufzeigen. So bringt Elchwild in Brandenburg schon allein aufgrund seiner körperlichen Dimensionen, seines Verhaltens und seiner Ernährungsweise sowie der Nahrungswahl eine Vielzahl von Konflikten und im Hinblick auf den Verkehr ein hohes Gefährdungspotenzial mit sich. Vor allem im Straßenverkehr: wenn es kracht, sind die 500 bis 800 Kilogrammschweren Tiere mit einer Kopf-Rumpf-Länge von etwa drei Metern ein besonders gefährliche Unfallgegner. Der Landesjagdverband hatte bereits 2013 im Sinne des Tierschutzes und der Sorgfaltspflicht gegenüber der Bevölkerung gefordert, dass Elche außerhalb der abzugrenzenden Gebiete erlegt werden sollten. Wie die Pressestelle der Kreisverwaltung Teltow-Fläming auf MAZ-Anfrage mitteilt, wird zur Sichtung von Elchen im Kreis keine Statistik geführt.
Von Margrit Hahn