05.09.2020

Steinlabyrinth und schwäbische Küche: Das planen die neuen Besitzer mit dem BahnhofSchönefeld


Elke Würtz und Gerd Gruhn haben den Bahnhof in Schönefeld (Nuthe-Urstromtal) gekauft. Im kommenden Jahr sollen ein Restaurant und ein Garten der Sinne eröffnet werden. Auch ein Trauzimmer ist geplant.

Bürgermeister Stefan Scheddin, Elke Würtz, Gerd Gruhn und Schönefelds Ortsvorsteherin Melanie Teske (v.l.) Quelle: Margrit Hahn

Schönefeld. Jahrelang war es still um den alten Bahnhof Schönefeld an der Draisinenstrecke Zossen-Jänickendorf.

Jetzt wird ein neues Kapitel in der Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes der königlich-preußischen Militäreisenbahn geschrieben. Der Bahnhof hat neue Besitzer – und die haben einiges vor. Seit Mitte August betreibt das Ehepaar Elke Würtz und Gerd Gruhn einen kleinen Imbiss, der bei Radfahrern, Bikern, Draisinenfahrern und Einheimischen gut ankommt. Im Frühjahr kommenden Jahres wird ein Café-Restaurant mit schwäbisch-badischer Küche eröffnet.

„Zum Pirol“ als neues Ausflugsziel

Die Außenanlagen sollen gärtnerisch gestaltet werden. Auf dem Gelände hinter dem Bahnhof ist ein „Garten der Sinne“ mit Barfußpfad, Steinlabyrinth und weiteren Attraktionen geplant. „Wir wollen mit unserem Café-Restaurant die Gastronomie in der Region bereichern und den Bahnhof mit dem Garten der Sinne zu einem eigenständigen Ausflugsziel für Erholungssuchende, Aktivurlauber und Eisenbahnfans machen“, erklärt Elke Würtz, „einen Ort, an dem man sich wohl fühlt.“ Einen Namen für ihr Restaurant hat sie auch schon gefunden. „Als ich das erste Mal hier war, wurde ich von einem Pirol begrüßt. Erst habe ich ihn nur gehört, dann hat er sich auch gezeigt“,

erzählt die 55-Jährige.Deshalb heißt das Restaurant „Zum Pirol“.

Ursprünglich hatte das Paar andere Pläne

Ein Restaurant zu eröffnen und einen Bahnhof zu kaufen, war ursprünglich in den Plänen des Paares nicht vorgesehen. Die Übersetzerin wollte, nachdem ihre Kinder flügge und aus dem Haus waren, nicht mehr allein zu Hause sitzen und suchte nach einer neuen Herausforderung. Sie hatte die Idee, einen Minigolfplatz zu betreiben und schrieb alle in Frage kommenden Plätze an. So kam sie auch auf den Minigolfplatz am Erlebnisbahnhof Mellensee. Von Mellensee hatte auch ihr Mann geschwärmt. Der IT-Fachmann, der 25 Jahre in seinem Beruf gearbeitet hatte und aus Seifhennersdorf stammt, wollte lieber mit Menschen als mit Technik zu tun haben und sattelte um. Er schloss ein Fotostudium ab und ist jetzt als Fotograf tätig. Vor zwei Jahren wurde er für ein Klassentreffen engagiert, und bei der Gelegenheit erkundete er auch das Umland. Mellensee war ihm in guter Erinnerung geblieben.

Elke Würtz und Gerd Gruhn haben mit dem Bahnhof in Schönefeld einiges vor. Quelle: Margrit Hahn

Den dortigen Minigolfplatz zu pachten, kam für sie aber nicht infrage. Dann erfuhren sie vom alten Bahnhof in Schönefeld. Im Sommer vergangenen Jahres war die erste Besichtigung. Dann baten sie einen Unternehmensberater, ihnen bei der Planung zu helfen. Inzwischen haben sie ihr bisheriges Leben über den Haufen geworfen, ihren Wohnsitz in Bad Vilbel (bei Frankfurt/Main) aufgegeben und sind nach Schönefeld gezogen. Wobei der Umzug noch nicht gänzlich über die Bühne gegangen ist: Der zweite Umzugswagen kommt im Oktober.

Badische Küche im Angebot

Auch wenn der Bahnhof in Schönefeld über keinen Minigolfplatz verfügt, hat sich Elke Würtz genau überlegt, wie man ihn nutzen kann. Ihre badische Herkunft und die leckere Küche brachte sie auf die Idee, ein Restaurant zu eröffnen. Das über 100 Jahre alte Kochbuch, das sie von ihrer Tante Ingrid bekommen hat, wird gute Dienste leiten. „Den Nudelpudding habe ich schon ausprobiert“, so die Neu-Schönefelderin. Aber auch Maultaschen und Spätzle werden im kommenden Jahr einen Platz auf der Speisekarte finden.

Bei schönem Wetter halten Draisinefahrer in Schönfeld, um sich zu stärken. Quelle: Margrit Hahn

Vorerst gibt es nur ein Imbissangebot, zu dem Toast Hawaii, Bockwurst, Bouletten und Kartoffelsalat gehören.

Ende September oder Anfang Oktober, je nach Wetterlage, schließt der Imbiss sein Fenster. Dann werden über den Winter Renovierungsarbeiten in und um das Gebäude in Angriff genommen. Elke Würtz plant, ab Ostern 2021 das Restaurant zu betreiben. Ihr Mann Gerd Gruhn wird sie zunächst beim Aufbau unterstützen und sich dann in der Region als Hochzeits- und Eventfotograf neu etablieren.

Der Nordic-Walking-Verein, der bisher seinen Sitz im alten Bahnhof hatte, ist ausgezogen. Die Nachfolge tritt der Verein Tourismus und Bewegung an, der kulturelle Veranstaltungen organisieren will.

Tische und Stühle laden zum Verweilen ein. Quelle: Margrit Hahn

Nuthe-Urstromtals Bürgermeister Stefan Scheddin (parteilos) hieß die beiden Neu-Schönefelder herzlich willkommen. Er begrüßt auch die Idee, in den alten Bahnhof ein Trauzimmer zu integrieren. Der alte Güterschuppen würde sich seiner Ansicht nach gut dafür eignen. Zudem verpachtet die Gemeinde ihr Grundstück an die beiden Investoren zu einem günstigen Preis. „Ich sehe das als Wirtschaftsförderung“, so Scheddin. Er ist froh, dass der Bahnhof wiederlebt wird. „Für uns als Gemeinde ist das eine unheimliche Bereicherung“. lobte er.

Dem kann Ortsvorsteherin Melanie Teske nur zustimmen. Sie hat eine Radgruppe animiert, am Wochenende zu Kaffee und Kuchen im alten Bahnhof einzukehren.

Von Margrit Hahn