20.09.2021

Kemnitz: Dorfgemeinschaftshaus ist jetzt wie neu


Was lange währt, wird endlich gut: In Kemnitz ist das alte Dorfgemeinschaftshaus fast fertigsaniert. Zuvor hatte es deshalb jahrelang Streit gegeben.

Dorfbewohner, Verwaltungsmitarbeiter und Politiker besichtigten das fast fertig sanierte Haus vorab. Quelle: Victoria Barnack

Kemnitz. Die Fliesen sind verlegt, die Küche auf dem Weg, das Dachgedeckt und die Fassade erneuert. Am Sonntag werden die Kemnitzer ihr saniertes Dorfgemeinschaftshaus zum ersten Mal wieder nutzen können.

Denn dann soll es als Wahllokal dienen.

Sanierung kostete über 300.000 Euro

Seit Jahresanfang laufen die Bauarbeiten an dem Gebäude, das einst Schule, später Konsum und Verwaltung war.

Ob die Gemeinde Nuthe-Urstromtal überhaupt Geld in das Haus stecken sollte, war zuvor jahrelang ein Streitthema gewesen, das für Zerwürfnisse gesorgt hatte. Nun sind die Diskussionen vorüber und weit über 300.000 Euro investiert. Bei einer Besichtigung kurz vor dem Ende der Bauarbeiten waren sich Einwohner, Politiker und Verwaltung jetzt einig: Die viel diskutierte Investition hat sich gelohnt.

 

Mit saniertem Dach und Fassade ist das Dorfgemeinschaftshaus wieder ansehnlich. Quelle: Victoria Barnack

„Wir haben hier keine Kunst am Bau gemacht, sondern praktisch gebaut“, sagt Thomas Boje, Fachbereichsleiter der

Gemeindeverwaltung – vor allem beim Blick in die WCs. „Vorher sind die Kemnitzer lieber nach Haus gegangenen, um auf Toilette zu gehen“, sagt er. Jetzt entspricht alles den heutigen Standards. Auch ein Behinderten-WC gibt es endlich.

Dorfgemeinschaftshaus ist jetzt barrierefrei

Dass das Kemnitzer Dorfgemeinschaftshaus barrierefrei ist, ist eine der großen Neuerungen. „Es gibt viele Senioren, die mit dem Rollator herkommen“, berichtet Bürgermeister a.D. Winand Jansen, der sich im Dorfverein für die Sanierung engagiert hat. Auf der Rückseite des Gebäudes wurde eine alte, zugemauerte Tür wieder aufgerissen und ist

ab sofort über eine Rampe barrierefrei zu erreichen. So können die Kemnitzer hier künftig zum Beispiel auch Geburtstage feiern. Am Vordereingang wurden wie früher Treppen angebracht. Bei der Sanierung der Fassade wurde das Baumaterial so gewählt, dass es dem ursprünglichen Anblick möglichst nahe kommt. Ganz bewusst haben

sich die Kemnitzer und Nuthe-Urstromtals Verwaltung dafür entschieden. „Dieses Haus ist eins der ersten Häuser, das man sieht, wenn man von der B 2 in den Ort hineinfährt“, sagt Thomas Boje. „Deshalb haben wir Wert darauf gelegt, dass der alte Charakter des Gebäudes zu erkennen bleibt.“

So sah das Haus vor der Sanierung aus. Der Anbau wurde abgerissen. Quelle: Margrit Hahn

Im Innern ist es ganz anders: weiß, hell, frisch gestrichen und gefliest. So einladend hatten sich die Kemnitzer ihr Dorfgemeinschaftshaus jahrelang kaum vorzustellen gewagt. Denn immer wenn sie die Sanierung des Hauses ins Gespräch brachten, kassierten sie von der Verwaltung oder den Gemeindevertretern ein Nein. Jahrelang waren die

Finanzen der große Knackpunkt.

Dorfverein organisierte Planung, Konzept und Bauantrag

Die Kemnitzer übernahmen deshalb sogar selbst die Planung und kümmerten sich um den Bauantrag und ein Nutzungskonzept. Erst Ende 2019 wurde ihr Engagement belohnt: Zwei Gemeindevertreter brachten das Thema erneut ein. Abermals wurde heftig hin- und her diskutiert. Am Ende gab es die Zusage. Noch einmal über ein Jahr

lang mussten die Dorfbewohner dann auf den Baustart warten, der zu Jahresbeginn 2021 endlich erfolgte.

                            Die Tür auf der Gebäuderückseite wurde neu geschaffen. Quelle: Victoria Barnack

Ob der Eigenanteil, den die Gemeinde trotz 70-prozentiger Förderung, in das Haus stecken musste, auch für andere Objekte dieser Art denkbar ist? Fachbereichsleiter Thomas Boje meint eher nicht. Viele weitere Dorfgemeinschaftshäuser in Nuthe-Urstromtal werde man in naher Zukunft nicht sanieren können. Insgesamt bräuchte man dafür sicher einen Millionenbetrag, meint er.

Handwerkermangel und teures Baumaterial

Ob die über 80.000 Euro der Gemeinde nicht in anderen Projekten oder Pflichtaufgaben wie Kitas und Brandschutz besser investiert wären, war immer wieder eines der größten Gegenargumente. In Gottow beispielsweise ist ein Neubau jetzt nur in Kombination mit der Sanierung der direkt benachbarten Feuerwehr überhaupt möglich –

eine Pflichtaufgabe, um die die Gemeinde nicht umhin kommt. Obendrein, berichtet Boje, habe man zunehmend mit einem Mangel an regionalen Handwerkern und mit schwer voraussehbaren Preissteigerungen zu kämpfen.

Von Victoria Barnack