31.05.2021

Neuer Anstrich für Denkmal


Um an die Zülichendorfer zu erinnern, die im ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 fielen wurde damals das Denkmal errichtet. Nun wird es von den Dorfbewohnern umfassend saniert.

Die Dorfbewohner in Zülichendorf beim Streichen des Zauns am Denkmal. Fotos: Antonia Engel (2)

Zülichendorf. Auf einem Hocker steht ein Tablett mit Kaffee und Milch, daneben eine Ledertasche mit ein paar Flaschen Bier und aus einem kleinen Baustellenradio kommt Musik.

An der Gedenkstele in Zülichendorf ist reges Treiben, denn das Denkmal wird zum ersten Mal seit langem wieder aufgehübscht. „Das sah einfach schäbig aus. Dabei kommen so viele hierher und fotografieren es, das geht ja nicht“, so Beate Hauchwitz. Deshalb rief sie auf der zülichendorf.de Webseite dazu auf, das Denkmal wieder instand zu bringen. Zehn Dorfbewohner hatten sich am Samstagmorgen versammelt um den Rasen zu mähen, den alten Zaun von Rost und Farbe zu befreien und ihm einen neuen Anstrich zu geben. Eine Woche zuvor wurden Zaun und Stele bereits einmal mit dem Kercher gesäubert – doch gerade die alte Farbe lässt sich schwer abbekommen.

„Ursprünglich war der Zaun mal schwarz, dann hat einer mit grün drüber gestrichen“ so Detlef Querhammel vom Heimatverein. Schwarz soll er wieder werden, mit silbernen Röschen – aber so einfach ist das nicht, denn mit Beginn der Putzaktion stellten die Zülichendorfer fest, dass sie die falsche Farbe haben. „Grau können wir den Zaun nun wirklich nicht streichen, da machen wir uns ja lächerlich“ so Querhammel und während die Dorfbewohner fleißig den Zaun schrubben fährt Ortsvorsteher Waldemar Jendrusch nochmal los, um schwarze Farbe zu holen.

 

Beate Hauchwitz und Waldemar Jendrusch freuen sich über das aufgehübschte Denkmal in Zülichendorf.

Am 20.08.1922 wurde von der Gemeinde beschlossen, das Denkmal zu errichten, um an die Zülichendorfer zu erinnern, die im ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 fielen. ZAHL Namen sind in der Stele eingraviert, darunter Emil Kerstin. „Das war der Bruder meiner Großmutter“ erinnert sich Querhammel „Alles junge Leute waren das, zwischen 20 und 40“. An den Gefallen und deren Schicksal zu erinnern ist den Dorfbewohnern wichtig. „Es ist ein Teil unserer Geschichte“, so Thomas Jahn. „Das waren Leute, die hier ihre Heimat und ihre Familien hatten und ihr Leben im Krieg gelassen haben. So etwas darf nicht in Vergessenheit geraten“.

 

Doch auch andere Erinnerungen sind an die Stele und die vier großen Linden gebunden. „Hier hatte ich meinen ersten Kuss“ lacht ein Dorfbewohner. „Und wir haben als Kinder immer Anmecker bekommen, wenn wir beim Versteckspielen über den Zaun geklettert sind“, so Querhammel. „Dabei waren wir immer so stolz, wenn wir da überhaupt rübergekommen sind“, denn mit elf Jahren ist der hüfthohe Zaun eine ganz schöne Herausforderung. Und als 1971 die Scheune brannte, diente der Zaun um das Denkmal sogar als temporärer Aufenthalt für die Schweine. Aber ein Treffpunkt zum Trinken und Quatschen war es nie „auch wenn sich das unter den Linden anbietet– das haben wir immer woanders gemacht“, so Querhammel. Darauf hätte auch Wilhelm Prunow sehr geachtet. Bevor er verstarb kümmerte er sich regelmäßig um das Denkmal und die damaligen Blumenbeete. Er war auch der Einzige, der einen Schlüssel zum Tor hatte, erinnern sich die Dorfbewohner. Jetzt bekommt man das Tor auch ohne Schlüssel auf, denn das Schloss ist mittlerweile durchgerostet – aber das soll noch geändert werden.

Den Rest des Tors bringt Markus Rosin wieder instand; auf der linken Seite fehlt der

Nummer 14 die Ziffer vier und ein paar Röschen sind auch schon verwelkt. So alt wie der Zaun ist, ist das aber auch nicht verwunderlich. „Der muss irgendwann vor 1930 entstanden sein“ schätzt Querhammel. Ursprünglich wurde das Denkmal durch Steine und eine Kette abgeschirmt, so sieht man es auf einem alten Foto, das Querhammel mitgebracht hatte. „Aber alle hier können sich nur an den Zaun erinnern“. Nach einem ganzen Vormittag strahlt die Stele wieder in neuem Glanz und die Zülichendorfer sind sich einig, dass sie ab jetzt regelmäßig gepflegt wird.

Von Antonia Engel